Rotwildbewirtschaftung und Bejagungskonzept


Am 13. Februar lud Christoph Fandel die Jagdscheinanwärter Peer Büttner, Bojan Mladenovic und Alexander Planz zu einer Revierbegehung in Grävenwiesbach1 ein.

Von links nach rechts: Alexander Planz und Peer Büttner

Alle Teilnehmer konnten sich ein Bild darüber machen, dass Stürme, Dürre, Trockenheit, Schädlingsbefall und Klimawandel auch in den Wäldern von Grävenwiesbach für große Mengen an Schadhölzern sorgen, die mit Blick auf den Waldschutz möglichst rasch in den letzten 2 Jahren aus den Wäldern verbracht wurden. Das Bild dieser abgestorbenen und gerodeten Schadflächen ist immer noch gewöhnungsbedürftig. Auf diesen kahlen Flächen soll statt der früheren Fichten-Monokulturen ein naturnäherer Mischwald entstehen, der den Klimawandel besser verkraften kann. Damit auf diesen gerodeten Flächen ein solcher überhaupt entstehen und wachsen kann, muß auf diesen Flächen das Schalenwild mit der richtigen Bejagungsstrategie effektiv bejagt werden. Hierzu eignen sich insbesondere Intervalljagden. Anschließend wurden Äsungsalternativen für die störungsempfindlichen Wildtiere diskutiert, um das Schälen und den Verbiß zu reduzieren:

Maßnahmen wie eine bewußte Besucherlenkung sowie das Bereitstellen von ausreichenden (revierübergreifenden, auf der Fläche vernetzt-verteilten) Äsungsflächen mit natürlichem Futterangebot eigenen sich besonders als Ersatz für die Jungtriebe und unterstützen eine Naturverjüngung. Auch werden ausgewiesene, störungsarme Wildruhezonen an den Einständen gerne vom Wild angenommen, die nicht nur nachts, sondern auch tagsüber eine Äsungsaufnahme erlauben. Dazu gehört die Erkenntnis, dass Äsungsflächen in den Ruhezonen nicht als Abschussschneisen zu sehen sind, aber durch eine effektive Bejagung der Jugendklasse außerhalb der Ruhezonen forstwirtschaftliche Schäden (durch einen angepassten Wildbestand) auf ein Minimum reduziert werden können.

Gerade die Bewirtschaftung des störungsempfindlichen Rotwildes steht heute angesichts zunehmender Konflikte im Lebensraum vor neuen Herausforderungen: Dieser ist oft mehrfach im Jahr über einen langen Zeitraum hinweg belastet. Hierzu führen die Störungen einer sich kontinuierlich ausweitenden Freizeitgestaltung im Wald (auch in den Dämmerungs- und Nachtstunden), durch eine zunehmende Bebauung und angrenzende Gebiete, Flächenverbrauch durch Straßenausbau sowie dem intensiven Holzeinschlag auf den Schadholzflächen.

Als Folge werden ungestörte Rückzugsgebiete kleiner und weniger. Aber die Konflikt- und Konsensfindung, z. B. der oben genannten Störfaktoren, kann nur unter Einbezug der kommunalen Entscheidungsträger/Waldeigentümer gelingen. Exemplarisch wurden in Grävenwiesbach die Horstschutzzone eines dort bestätigten Schwarzstorchhorstes mit in die revierübergreifende Wildruhezone einbezogen. An den im Revier vorhandenen Waldwiesen und Biotopen zeigt sich zudem eine besonders hohe Artenvielfalt und gleichzeitige Äsungsattraktivität.

An der Wildkammer angekommen, diskutierten die Teilnehmer – bei Hausmacher-Wildbratwurst und der kalten Witterung angepasst mit mildem „Jagatee“ – weiter. Dabei wurde erläutert, dass die Ansitzjagd auf Rotwild am Morgen nach der Äsungsaufnahme, beim Einwechseln in den Einstand sehr vorteilhaft ist und auf störungsintensive Nachtansitze oder die „Kirrjagd“ auf Sauen bewußt verzichtet wird. Dafür werden die Wildruhezonen
im Herbst in die revierübergreifenden, effizienten Bewegungsjagden miteinbezogen. Jagdruhe herrscht im Revier in den Zeiten, in denen das Schalenwild seinen Stoffwechsel herunterfährt. Eine Diskussion über Jagdgebrauchshunde hat sich ebenfalls noch ergeben. Alle Teilnehmer haben sich mit großem Interesse ausgetauscht, sodass der vorgesehene Zeitplan gerne von allen weit überschritten wurde.

cf

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